Woche 19 – 17.-23.6.2024

Diese ganze Chose – Montag, 17.6.2024

Mein Gott, was es mich nervt mit diesem dysregulierten Nervensystem. Dass so schnell alles zu viel ist, zu laut, zu anstrengend, zu schnell, zu langsam, zu dicht, zu fern. Wenn man sich selbst damit auf den Geist geht, aus Mücken Elefanten zu machen, und gleichzeitig nicht allein wieder aus dieser Chose rauskommt.

(Chose übrigens gesprochen „Schose“. Kennt ihr? Nutzen wir für „Geschichte“, wie in „die ganze Geschichte …“, oder als Synonym für Angelegenheit.)

Genug sein – Dienstag, 18.6.2024

Ein Synonym dafür, nicht „gut genug“ zu sein, ist „Unzulänglichkeit“. Ich muss gestehen, dass mir „ich bin nicht gut genug“ geläufiger ist, während „Unzulänglichkeit“ weit weniger abgedroschen klingt.

Natürlich ändert ein anderer Ausdruck nichts an der Ursache dieses Gefühls. Nämlich sich unzureichend zu fühlen, nicht genug zu können oder nicht genug zu sein.

Und während ich das hier schreibe, stelle ich mir die Frage: Was bedeutet nicht gut genug? Nicht gut genug wofür? Ich denke, es kann hierauf kaum eine schlüssige Antwort geben. Worauf sich mir die Frage stellt, warum sich dieser Ausdruck in unserer Gesellschaft überhaupt so etabliert hat.

Zuhause – Mittwoch, 19.6.2024

In einer Hypnosearbeit durfte ich heute hierüber nachdenken: Sind wir im Grunde alle auf der Suche nach einem Zuhause? Nach einem Ort, an dem wir ankommen können? Nach einem Ort, an dem unsere Seele zu Hause ist?

Zuhause ist für mich nur entfernt der Ort, an dem wir wohnen. Zuhause ist ein Ort in uns selbst.

Komfortzone – Donnerstag, 20.6.2024

„Wachstum findet immer außerhalb der Komfortzone statt.“ Ich bin inzwischen etwas kritisch mit diesem Satz. Je nach dem, wie das eigene Nervensystem ausgestattet ist (Stichpunkt Trauma und Stresstoleranzfenster), könnte es schlimmstenfalls nichts bringen, sich außerhalb der Komfortzone zu bewegen. Weil man einfach nur aus dem Toleranzfenster fällt. Und damit wieder in alte Verhaltensweisen. Und unter Stress lernt ein Gehirn schlecht. Und dabei will man ja genau das: Lernen.

Besser ist der Ansatz, die Komfortzone von innen heraus mehr und mehr zu erweitern. Sich aus der Mitte an den Rand vorwagen und dagegenstupsen. Und nächstes Mal wieder. Und wieder.

Sicherheit in der Unsicherheit – Freitag, 21.6.2024

Ich bin seit Dienstang in einem Hypnose-Seminar. Immer wieder stoße ich auf Scham. U. a. die Scham, etwas nicht zu können. Und dabei ist das etwas ganz Natürliches, dass, wenn man sich auf unbekanntem Terrain bewegt, sich da noch nicht auskennt. Möchte man diese Scham vermeiden, vermeidet man damit vermutlich auch, Neues zu lernen oder sich mit Neuem zu beschäftigen.

Heute im Seminar fiel von A. ein guter Mind-Bending-Satz für mich:
„Die Sicherheit in der Unsicherheit finden.“

Das switcht das ganze Problem. Die unbewusste Angst vor Unsicherheit löst sich auf. Probiert es mal aus. Das dient der Selbsterfahrung, wie alles, was wir tun, das wir vorher noch nicht getan haben. Die Kunst ist, trotz Unsicherheit loszugehen.

HSPs im Seminar – Samstag, 22.6.2024

Als HSP im Seminar. In meinem Seminar sind mega nette Menschen. Und wenn dann noch HSPs aufeinandertreffen, setzt es dem Ganzen noch ein Krönchen auf. Jemand, der versteht, dass etwas ganz Alltägliches (Anmerkung: „Alltägliches“ ist nicht auch automatisch gleich „natürlich“) zu laut für die eigenen Ohren sein kann. Oder dass man einfach mitweint, wenn eine andere Teilnehmerin sich einem schwierigen Thema widmet.

Ich empfinde es heute als besonders heilsam, dass es Menschen gibt, die so ticken wie ich. Danke für diese Erfahrung.

Baustellen – Sonntag, 23.6.2024

Sechs Tage Hypnose-Seminar. Morgen wieder Alltag. Ein Wechsel zwischen den beiden Welten ist eigenartig. Vor allem beruflich, Neues und Altes.

Das Seminar hat wieder neue Menschen und jede Menge neue Erkenntnisse in mein Leben gebracht. Und auch wieder die Scheinwerfer auf die Baustellen gerichtet, auf all die ganzen Dinge, mit oder bei denen ich mich unwohl fühle.

Jedoch: Zu erkennen, dass es nicht meine Gegenüber sind, die dieses Unwohlsein erzeugen, sondern die noch unbeleuchteten und noch unversorgten Anteile in mir, die mit ihnen in Resonanz gehen (wenn auch in unangenehme Resonanz), ist das, worauf es ankommt.

Das war die Woche 19

Diese Woche war geprägt von Erfahrungen und Gedanken während eines 6-tägigen Hypnoseseminars hier in Hamburg. Auf der einen Seite Entwicklung für mich und Dankbarkeit für sehr nette Menschen, auf der anderen Seite ständige Überreizung und unversperrte Sicht auf viele persönliche Baustellen.

Zum Beispiel Angst vor Unzulänglichkeit und Scham. Warum erzähle ich das? Weil genau diese Kumpanen es sind, die uns an der Veränderung hindern, die wir uns wünschen. Und die wir vielleicht sogar brauchen.


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